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Autor | Thema: Warum ist Indien so unbeliebt als Reiseland? (Gelesen 29561 mal) | |||
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Hallo Leute, da ich Bekannte habe die Ende 2015 für einige Zeit nach Indien gehen um dort an einem Projekt zu arbeiten spiele ich nun mit dem Gedanken sie innerhalb der Zeit dort zu besuchen.
Mein gesamter Bekanntenkreis und die Familie sind entsetzt. So als würde ich Selbstmord begehen. Ich bin mir darüber klar, dass es kein einfacher Urlaub wird. Dafür habe ich schon zu viele Berichte gesehen und Nachrichten sehe ich auch. Aber auch in anderen Ländern gibt es Vergewaltigungen und viele Menschen leben unterhalb des Existenzminimums auf der Straße. Warum ist Indien hier so unbeliebt als Reiseland? Von Afrika schwärmen alle in den höchsten Tönen und auch dort gibt es bittere Armut und Missstände, Korruption und Dreck. Aber meine Umgebung tut im Augenblick so, als wollte ich in den Irak oder nach Nord Mali reisen. Und hier im Forum scheinen viele Weltreisende Indien auch noch als weißen Fleck auf der Landkarte zu haben. Warum? Ich pflege diesbezüglich ja auch meine eigenen Vorurteile, trotzdem werde ich es wagen. Vielleicht finde ich es wirklich schlimm, dann muss ich ja nie mehr hin. Trotzdem würde es mich interessieren: Was hält Euch ab? Warum NICHT Indien? Warum Indien, für die Wissenden? Und wie sollte ich eine Rundreise angehen? Meine Bekannten werden in der Nähe von Pune arbeiten. Danke für Input vorab Riani | ||||
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Das bezieht sich aber auf das südliche Afrika, was absolut nicht mit dem Rest von Afrika zu vergleichen ist.
Eine interessante Frage, die wir uns auch schon öfter gestellt haben. Ganz einfach ist zu sagen, Indien reizt uns nicht. Wobei ich nach Fotos oder Reiseberichten dennoch viel Interessantes entdecke .... Der hauptsächliche Aspekt, der uns von Indien weg hält, ist das Kastensystem. Es ist menschenverachtend und wird dennoch praktiziert. Ok, es war schon immer so kann man jetzt denken. Aber wir leben im 21. Jahrhundert und es ist dennoch tief in der Gesellschaft verankert. In vielen Ländern werden die Menschenrechte mit Füßen getreten, aber nur in Indien werden Parias derart diskriminiert. | ||||
Liebe Grüße @nna
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Hallo @anna: Ich meinte durchaus Südafrika. Die Slums sind seid der WM nicht mehr so sichtbar aber immer noch da.
Ist Kastensystem für Touristen ( man muss ja nicht dort leben und ist als Europäer sicherlich reich unterwegs ) schlimmer als Patriachat und Unterdrückung von Frauen, Apartheid, die heute umgekehrte Apartheid gegen Weiße in Südafrika, mittelalterlich anmutende Stammessysteme in durchaus touristischen Regionen, totalitäre Militäregime wie z.B. in Myanmar usw. Alles menschenverachtend, oder? Ich finde man sollte immer überlegen, wenn ich mich 3 Wochen als reicher Reisender in einem Land aufhalte - wie nah muss ich dann die örtlichen sozialen und politischen Gegebenheiten die mich nicht direkt betreffen und an denen ich nichts ändern kann an mich heran lassen? Kann ich nicht einfach die lokale Kultur und die Fremdheit genießen und das Land im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten kennen lernen? Eigentlich dürfte man in kaum ein Land mehr reisen, es gibt überall etwas wo runter andere Menschen leiden und in das sie herein geboren werden ohne die Chance etwas daran zu ändern. Selbst in den U.S.A. möchte ich als Angehöriger der unteren Gesellschaftsschichten auch nicht leben, auch dort gibt es eine Art Kastensystem. Das ist nicht religiös begründet sondern wirtschaftlich, aber dafür durchaus nicht weniger menschenverachtend. Wir haben es hier noch sehr gut, leben in einer stabilen Demokratie mit frischen Wasservorräten und Toiletten für alle. Darf man nicht mehr in Länder reisen, nur weil es anderen dort dreckig geht? Wir tragen durch die Globalisierung doch alle dazu bei, das Menschen weltweit ausgebeutet werden. Wir wollen doch alle billige Klamotten, Früchte aus aller Welt, unterstützen gerne blutsaugende Firmenriesen die hier keinerlei Steuern zahlen und mit Weltmachtsansprüchen ständig weiter wachsen, werfen Lebensmittel weg und kaufen ziemlich viel überflüssigen Scheiß den kein Mensch braucht und für den woanders Leute leiden müssen. Ich nehme mich da leider nicht aus! Riani | ||||
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Bei mir ist Indien nicht unbeliebt. Ich flige im März zum zweiten Mal hin. Aber auch mir hat man ordentlich Angst gemacht wegen der damals aktuellen Vergewaltigungsfälle, wegen der Armut, wegen der vielen Leute, die dort so richtig, richtig mit Lebensmittelvergiftung flach liegen, wegen der Geschichten im Netz über Betrugsmaschen und Nepp ohne Ende, Unzuverlässigkeit und Willkür des Staates.
Ich muss sagen, dass ich von all dem das Schlimmste erwartet hatte, das wurde noch verstärkt durch ein Buch mit Schauergeschichten, die angeblich zur Reisevorbereitung einen vertieften Einblick in das Land geben sollten. Die Protagonistin stolperte von einem Fettnapf in den nächsten und die Autorin nahm jedes Klischee mit. Als ich dann gemerkt habe, dass ich nicht nach dem ersten Händewaschen umgehend Durchfall bekam und ohne ausgeraubt oder vergewaltigt zu werden im ersten Hotel ankam, habe ich das Land dann auch sehr durch eine rosarote Brille gesehen. Aber ich bin auf der Reise für mich zu dem Schluss gekommen, dass Indien einem genau das gibt, was man von dem Land erwartet, dass man durch die Haltung dem Land gegenüber viel des Geschehens irgendwie beeinflussen kann. Irgendwie erschien es mir magisch und gab mir das Gefühl, dass es dort eben doch sehr viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt als einzelne Fakten und Aspekte, die irgendwie zu uns nach Deutschland dringen... | ||||
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Hi,
Ich möchte Indien noch bereisen, aber es steht nicht ganz oben auf meiner Wunschliste. Außerdem möchte ich dieses riesige Land etwas länger bereisen, nicht nur 3 oder 4 Wochen. Das dauert noch etwas, bis das klappt. Ich freue mich schon drauf. lg pauline | ||||
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Hallo Riani,
ich muss gleich gestehen, ich mag Indien. Es ist meine Haßliebe. Wir waren dort mit Fahrrädern unterwegs. Haben das Land sozusagen beackert. Sofort würde ich es wieder besuchen, allerdings sicherlich ohne Fahrrad. Es gibt leichtere Fortbewegungsarten. Indien ist zwar oft noch rustikal, doch es gibt auch auf Tourismus zugeschnittene Regionen. Da ist das Gefühl dann Mittelmeer-mäßig. Also, man findet alles. Zur Sicherheit. Wir sind gerade in Neuseeland. Unser Sohn lebt hier. Somit erfahren wir auch Dinge aus dem Nähkästchen. Vor wenigen Tagen wurde in Auckland ein Touristenauto völlig ausgeräumt. 4 Monate vorher wurden 2 Touristen auf einem Camping umgebracht (Raubmord). Davor gab es eine Vergewaltigung, auch auf einem Camping. DieseDinge gingen hier nur durch die örtliche Presse, dafür dann heftig. Ich liebe auch Afrika. Dort hatten wir selbst schon einen Überfall erlebt. Trotzdem würde ich wieder das Überfallland besuchen. Ich will damit nur sagen, überall kann etwas passieren. Übrigens natürlich auch in Deutschland. Wichtig ist, man sollte die üblichen Vorkehrungen treffen, sich vor Ort informieren und den eigenen Verstand abrufen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man später das Land sehr zufrieden verlässt. Ich wünsche dir eine echt herrlich Zeit in Indien. Indien kann noch ein Abenteuer sein, ich meine damit ein positives. Liebe Grüße Wi grenzenlos | ||||
Grüße Wi grenzenlos www.grenzenlosabenteuer.de
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Hallo Riani, ich würde nicht sagen das Indien unbeliebt ist. Es gibt eben eine große Hemmschwelle bei vielen, um das erste Mal in dieses Land zu reisen. Bei uns waren es die Menschenmassen, die uns abgeschreckt haben. Man ist in Indien nie alleine. Aber nach einigen Urlauben im einsamen Australien (eine Horrorvorstellung für einen Inder) waren wir dann mal bereit für Kultur und Gewusel. Und vom ersten Tag an fasziniert! Diese Faszination hat bis heute angehalten (wir haben gerade die 6. Reise gebucht) und es gibt so viel zu entdecken. Manche reisen vielleicht einmal und dann nie mehr wieder, aber sie haben es wenigstens einmal erlebt. Viele definieren ihr Indienbild an Bildern wie Kalkutta rund um die Elendsviertel um Mutter Theresa, Slums in Mumbai oder aus den meist negativen Nachrichten die es in unsere Nachrichtensendungen schaffen. Dabei ist dieses Land so vielschichtig und so viel mehr. Etwas Spannenderes als dieses Land habe ich bisher nicht bereist. Vor allem nach Australien/Südafrika/Kanda etc. wo der Fokus doch sehr auf Natur liegt ist die Indische Kultur dann mal wieder eine tolle Abwechslung. So viele wunderbare Bauwerke, UNESCO Weltkulturerbe (beim nächsten Urlaub alleine vier Stück) Tempel und Paläste. Wir lieben das wunderbare Essen und die freundlichen Menschen. Dazu gibt es erstaunlich viel Natur auf dem Land. Ich habe noch nirgendwo so viele Eulen oder Hirsche gesehen. Tiger, Lippenbären, Kraniche... Natürlich auch bedingt durch die Tatsache, das es hier noch keine Monokulturen gibt und die arme Landbevölkerung dort noch so lebt und die Felder bestellt wie hier in Europa vor 100 Jahren. Natürlich gibt es auch die vielen Schattenseiten - wie überall auf der Welt. Am besten mit Fahrer auf eigene Faust reisen, man ist ja reich in Indien. Reisegruppen unterhalten sich meist über ihre Verdauung oder über ihren Reiseführer. Mit 1. hatten wir nur einmal ein Problem bei insgesamt ca. 15 Wochen Reisen im Land. Auf letzteren kann man verzichten und sich jeweils vor Ort lokale Guides mieten wenn man möchte. Mach es einfach mal, es lohnt sich! | ||||
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub ...
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Schöne Fotos, freundliche Menschen.
Es tut sich ja was in Indien, wenn auch langsam. Wir in Europa haben ja auch lange gebraucht um uns zu dem zu entwickeln was wir heute sind. Das geht nicht über Nacht, das alte Systeme/Kasten/Gilden/Zünfte aufgebrochen werden.
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Man muss das Glück unterwegs suchen, nicht am Ziel, da ist die Reise zu Ende.
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Danke, ich habe festgestellt: Wer da war, der schwärmt meist. Negatives warum jemand dort war und nie wieder hin will habe ich so gut wie gar nicht gefunden. Die meisten negativen Bemerkungen stammen von Leuten, die noch nie da waren und auch nie hin wollen aus allen möglichen Gründen.
Wer Armut auf den Straßen scheut, der darf eigentlich auch nicht ins reiche Amerika. Was ich da z.B. in Miami erlebt habe war zwar kein Slum im indischen Sinn, aber die Armut und dazu auch die Gewalt war greifbar. Und über die Touri-Destinationen Rio oder Mexico reden wir mal nicht... Und auch dort kann man durchaus entspannt Urlaub machen. Da gibt es zwar keine Kasten, aber Drogenbanden die Leute knechten und ermorden. Ich wüsste nicht, was schlimmer ist. Vielleicht sollte ich es einfach mal wagen, schließlich habe ich ja dann Leute vor Ort die mich an die Hand nehmen können. Und Pune soll ja angeblich auch so eine Art "Indien light" sein, wie Goa. Riani | ||||
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doro
Gast |
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Hallo an alle - Das Wichtigste ist schon gesagt worden - nur noch ganz kurz: Wir haben nie ein so farbenfrohes Land erlebt wie Indien! In jeder Beziehung. Licht und Schatten. Und dabei waren wir bisher nur im 'Goldenen Dreieck' und in Südindien. Irgendwann demnächst möchte ich nach Rajastan.
Wir nehmen es wie die Inder - wenn die es aushalten, dann wir auch. Gruß Doro | ||||
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Grüße Wi grenzenlos www.grenzenlosabenteuer.de
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Nun, da sehe ich schon einen Unterschied. In Amerika gibts auch Armut, keine Frage. Nur eben "springt" sie mich nicht so an, wie in Indien. In USA muss ich einfach nur nicht in die entsprechenden Viertel fahren, und dann sehe ich nicht (viel) von dieser Armut. Ausserdem gibt es in USA nicht dieses blödsinnige Kastensystem wie in Indien. Allein schon das macht mich wütend! Und: in USA hat fast jeder die Möglichkeit, der Armut zu entkommen. In Indien, wenn Du aus einer niederen Kaste kommst, hast Du diese Möglichkeit nicht. Aber uns als Touristen steht eine Wertung nicht zu. Trotzdem bevorzuge ich ein Land, in dem ich mich ohne schlechtes Gewissen bewegen kann. Denn ich kann sowieso diese Probleme als Tourist nicht lösen. Beate | ||||
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doro
Gast |
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Ausserdem gibt es in USA nicht dieses blödsinnige Kastensystem wie in Indien. Allein schon das macht mich wütend!
Kastensystem ist ~Religion~. Glaubenssache. Es wird überall auf der Welt Schlimmes getan im Namen Gottes/Allahs/ Vishnus oder wer auch immer. Die Inder haben immerhin die Chance, im nächsten Leben einen besseren Status zu haben. Daran glauben sie. | ||||
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Ein schwacher Trost | ||||
Liebe Grüße @nna
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doro
Gast |
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Für uns schon . | ||||
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Auch in anderen Gesellschaften gibt es "Kasten". Ein weißer Ostküsten-Brooker wird sich nie mit einem schwarzen Arbeiter abgeben, oder? Ist zwar nicht religiös hintermauert diese Trennung, sondern rassistisch und ökonomisch. Macht die Sache aber nicht unbedingt besser...
Die "Augen zu und durch Methode" funktioniert auch in Indien, man muss sich nicht mit der Armut auseinander setzen und nicht überall leben Leute auf der Straße... Wer einmal in Indien war der liebt die einfachen Menschen dort, die einem lachend und freundlich mit Respekt begegnen. Und die gehören meist keiner höheren Kaste an, da gibt es genau so viele "Stinkstiefel" wie hier in gehobenen Positionen. Und das der Beruf vom Vater auf den Sohn vererebt wird und es Knechte und Mägde gibt, davon sind wir in Deutschland auch noch gar nicht so lange von entfernt. Komisch, meist kommt das Kasten-Argument von Leuten, die noch nie vor Ort waren. Habe ich schon öfters so erfahren. Karl | ||||
Als ihn ein Journalist einmal fragte: Gandhiji, was halten Sie von der Zivilisation des Westens?", antwortete der Mahatma lächelnd: "Das halte ich für eine gute Idee."
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Warum muss ich vor Ort gewesen sein, um meine Meinung über Diskriminierung ( aller Art, nicht nur Kasten) zu haben? Und warum sollen mir einfache Menschen mit Respekt begegnen ? Aber abgesehen davon hab ich mit allen Ländern, in denen die Religionen eine prägende Rolle spielen, so meine Probleme. Dazu gehört auch der Bible Belt in den USA | ||||
Liebe Grüße @nna
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Anna, besser hätte ich es nicht schreiben können. Ich wollte hier ja keine iskussion lostreten, denn es ist klar, jeder hat so seine eigene Meinung. Beate | ||||
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Also auch nicht nach Thailand, Bali, Laos, Myanmar? Da spielt Religion auch eine große Rolle. In welchem Land leben eigentlich überwiegend Atheisten?
Nein im Ernst, natürlich hat jeder seine eigene Meinung. Und es zwingt Euch ja auch wirklich niemand in dieses schreckliche Land zu fahren. Je weniger Europäer kommen um so besser. Bisher war ich in den meisten Gebieten oft als einziger unterwegs. Allein unter Indern sozusagen. Und das waren mit Abstand die freundlichsten und fröhlichsten Menschen die mir bis jetzt weltweit begegnet sind. Und es gibt wirklich sehr viele davon! Aber ist ja auch egal, Riani hatte ja gefragt warum das Land so unbeliebt ist. Bei denen, die schon mehrmals dort waren ist es wie ich lese nicht unbeliebt. Und denen die dort niemals hinfahren werden gehen die Argumente auch nicht aus und die sollten es dann auch einfach meiden. Die Hauptgründe sind ja jetzt bekannt: das Kastensystem und die Armut. Bei mir sind andere Länder aus anderen Gründen unbeliebt, aber da wird diese Frage nicht gestellt. Karl | ||||
Als ihn ein Journalist einmal fragte: Gandhiji, was halten Sie von der Zivilisation des Westens?", antwortete der Mahatma lächelnd: "Das halte ich für eine gute Idee."
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Eben Ob ich niemals hinfliegen werde, hab ich übrigens nie geschrieben. Aber meine Einstellung gegenüber diesem System bitte ich einfach zu respektieren - mehr nicht. | ||||
Liebe Grüße @nna
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