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  28.März 2024 18:16:23

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 Thema: Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”  (Gelesen 17554 mal)
doro
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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 25.Juli 2018 21:53:47 »
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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 26.Juli 2018 07:22:34 »
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Wow, das sind aber tolle Eindrücke.

Ich interessiere mich sehr für exotische Kulturen und Länder. Und ich muss sagen, Du machst echt Lust auf Äthiopien. Meinst Du, das Land wird sich in naher Zukunft noch besser organisieren und sicherer werden. Ich würde wirklich gern einmal eine Rundreise durch so ein Land unternehmen.
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 28.Juli 2018 13:57:12 »
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1.6. Harar

Und los geht es. Muller hat mir ein Auto angeboten, aber das will und brauche ich nicht. Die Wege sind kurz, und so habe ich mir gewünscht mit dem Tuk Tuk unterwegs zu sein, das habe ich seit Indien nicht mehr gemacht.

Und so steigen Biniyam und ich in das bereitstehende Tuk Tuk und fahren eine kurze Strecke auf einen Hügel außerhalb der Stadt, von dem aus man die Altstadt Harars bewundern kann. Diese ist geschütztes Unesco Weltkulturerbe und umrahmt die gesamte Altstadt (Jugol). Und daher ist auch die Altstadt optisch so scharf vom grünen Umland abgegrenzt. Harar gehört zu den heiligen Städten des Islam nach Mekka, Medina und Jerusalem.

Es geht weiter auf den bunten Markt. Es macht Spaß mit Biniyam hier entlangzulaufen. Und wieder ist es völlig stressfrei, weil jede Unsicherheit, ob Fotos OK sind oder nicht, von vornherein nicht existiert: Bist du so nah an jemandem dran, dass du ihn anfassen kannst, musst du fragen. Ansonsten kannst du fotografieren. Die Leute mögen Kontakt, insofern ist es immer gut vor einem Foto ein paar Worte zu wechseln.









Die Zahl 5 ist im Islam bedeutsam. Die Stadttore sind symbolisch angeordnet, es gibt daher 5 Tore, die früher nachts verschlossen waren.

Wir streifen kreuz und quer durch die Gassen. Und während ich gestern noch dachte, dass ich unbedingt allein hier durchgehen möchte, freue ich mich über meine lustige und durch und durch sympathische und angenehme Begleitung mit Ortskenntnis, die mich auch davor schützt, immer wieder andere Menschen abschütteln zu müssen. Biniyam kennt jeden und jeder kennt ihn. Da man mich mit ihm hier den ganzen Vormittag gesehen hat, werde ich auch nachmittags allein sicher sein keine lästigen falschen Guides abschütteln zu müssen.











Wir gehen in ein traditionelles Hararihaus, und auf den ersten Blick denke ich, ich muss in einem Museum sein. Aber nein, hier lebt eine Familie. Biniyam und ich sitzen auf einer der 5 Ebenen, die in jedem Harari-Haus eine Rolle spielen, also wieder die Zahl 5! Er erklärt mir viel über das Familienleben, Heiratsrituale und auch beispielsweise, dass die beiden aufgerollten Teppiche über der Tür bedeuten, dass zwei heiratsfähige Mädchen im Haus sind.

In einer Ecke steht ein großes Ehebett, und nachdem ich weiß, wie viele Menschen hier wohnen und schlafen, wundere ich mich doch, wie hier für Nachwuchs gesorgt wird. Auf meine vorsichtige Rückfrage hinsichtlich der Frage nach Privatsphäre grinst Biniyam: “We are in Africa. In Africa, there is no privacy, but for jiggy jiggy of course they are alone.” Nun gut, unter “Jiggy Jiggy” kann ich mir glatt etwas vorstellen. Ich bin beruhigt und beschließe, das Wort “Jiggy Jiggy” in meinen aktiven Wortschatz aufzunehmen.
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 28.Juli 2018 13:58:42 »
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Wir gehen weiter, schauen hier in einen Shop, dort macht er mich auf eine der fast 100 kleinen Moscheen der Altstadt aufmerksam. An vielen Stellen sind kleinere Märkte aufgebaut. Die Frauen, die hier sitzen um 3 Bund Möhren und 20 Zwiebeln zu verkaufen, sind hiermit teilweise 30 Kilometer zu Fuß in die Stadt gelaufen.















Es gibt hoch herrschaftliche Häuser, fast schon Paläste, unter anderem das Elternhaus von Haile Selassie, die heute zu Museen umgestaltet sind. Eins ist geöffnet und ein privates Museum wird vielleicht heute noch geöffnet, vielleicht!. Wann ist ungewiss, aber vielleicht um 14.30 Uhr. Das offizielle Museum sehe ich mir an.





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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 28.Juli 2018 13:59:32 »
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Es gibt eine Mühle und Metzgereien, eine Straße voll mit Nähern und Nähmaschinen.







Wir gehen kreuz und quer durch die Stadt und ich bewundere die bunten Häuser, die bunten Gestalten, die schmalen Gassen, in denen man teilweise echt miteinander reden muss, wer zuerst gehen darf, wenn Gegenverkehr kommt.

Ich mache unzählige Fotos und auch eins von mir muss gemacht werden: “Come on, just one photo, chiger yellem, no problem!”



Wir kommen an einem traditionellen Hararihaus vorbei, in dem unzählige Frauen damit befasst sind eine Art Brot oder Pfannkuchen zu backen. Es sieht aus wie auf einem mittelalterlichen Gemälde. Ob man das mal ansehen darf? “We will try. We have to make contact, then maybe they allow to take photos.”

Wir gehen hinein, Biniyam redet mit den Frauen. Sie erklären, dass sie dieses Gebäck als Spende für einen Schrein herstellen. “If you have 50 birr, you can give it to them and they will bless you.” Na klar, kein Problem. Der Schein wird zur ältesten, offenbar fast schon blinden Frau ganz hinten durchgereicht. Ich werde hingelotst und die Frauen beginnen “amen, amen” zu rufen mit geöffneten Händen. Und ich soll auch die Arme angewinkelt mit nach oben geöffneten und ausgestreckten Händen nach vorne halten und “amen” sagen.

Zum Dank geben sie uns so ein ganzes Brot mit. “We eat a small piece to show respect and give the rest to a beggar.” Und genau so geschieht es.







Biniyam und ich gehen noch gemeinsam zum Mittagessen und verabreden uns für abends zur Fütterung der Hyänen. Ich setze meinen Spaziergang durch die Stadt fort. Und am Nachmittag habe ich keine Lust mehr, gehe ins Hotel und ruhe mich aus.
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 28.Juli 2018 13:59:49 »
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Biniyam und das Tuk Tuk sind pünktlich. Es geht zu einem Platz außerhalb der Stadt, an dem schon seit Jahrhunderten die Hyänen gefüttert werden. Die Hyänen entern nachts die Stadt und fressen alles, was das Leben am Tag ihnen so übrig ließ: Reste aus Schlachtereien, tote Tiere, Ratten… Hier holen sie sich ihren Appetizer.

Der Hyänenmann, mittlerweile schon der der nächsten Generation, lockt die Tiere durch Pfeifen herbei. Hyänen leben im Matriarchat, und so muss der Hyänenmann zunächst das weibliche Leittier rufen und ihm zu fressen geben. Erst dann sind die anderen dran. Das Licht von drei Tuk Tuks leuchtet die Szenerie aus, als der Hyänenmann den Tieren Knochen hinwirft und dann beginnt, mittlerweile von mindestens 10 Tieren umrahmt, kleine Fleischstückchen auf ein Stöckchen zu legen, dieses in den Mund zu nehmen und den knuddeligen Tierchen anzubieten.







Und nun bin ich dran, oh ha! Ich darf auf dem anderen Stein neben dem Hyänenmann Platz nehmen, bekomme das Stöckchen in die Hand, darf es der Hyäne anbieten. Dann heißt es “grip it with your teeth!” Oh weia, eine Hyäne könnte mir mit Leichtigkeit mein zartes Beinchen abbeißen, wenn sie wollte. Und irgendwie denke ich an den Film “die Götter müssen verrückt sein”, in dem dem kleinen Buschmannjungen gesagt wird, er müsse größer sein als die Hyäne um vor ihr sicher zu sein, sodass er ein großes Stück Rinde über seinen Kopf hält, was ihn 30 cm größer macht, das dann aber abbricht, sodass er Fersengeld geben muss um vor dem Tier zu flüchten.

Aber irgendwie scheinen die Teddys mit den runden Ohren vor mir dennoch Respekt zu haben. Und auch, als mir eine auf den Rücken steigt um das über meinen Kopf gehaltene Leckerli entgegenzunehmen, bin ich ganz ruhig.



https://www.youtube.com/watch?v=tpGSEC2ooH0

Das Spektakel ist schnell beendet. Ich fahre zum Hotel zurück und Biniyam will morgen um 5 Uhr, wenn ich zum Flughafen muss, da sein. Er hat mir Khat mitgebracht, sehr gutes Khat, wie er beteuert, nebst der Instruktion mir eine Seite zum Kauen auszusuchen, so viel wie möglich in eine Backe zu stopfen, es ganz auszukauen um den Wirkstoff herauszulösen und nach frühestens 15 Minuten die Blätter auszuspucken. Und somit kenne ich das restliche Abendprogramm.

Ich esse zum Abendessen heute wieder mal Spaghetti und lege dann mit dem Khat los. Dieses soll stärker als Koffein wirken, ähnlich wie Amphetamin. Doch erstens schmeckt es eklig, zweitens habe ich Angst die Blätter zu verschlucken, sodass ich nach so einer kleinen Portion und nur 2 Minuten keinerlei Wirkung spüre. Aber nett, dass Biniyam mir das mitgebracht hat.
« Letzte Änderung: 28.Juli 2018 14:1:22 von opossum » Moderator benachrichtigen   Gespeichert
botswanadreams

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 29.Juli 2018 04:35:40 »
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Birgitt, Du weckst wunderschöne Erinnerungen. Harar ist eine sehr beeindruckende Stadt. Muss man bei einer Äthiopien Reise gesehen haben. Ja und die Hyänen, keine Frage, das gehört zu Harar.

Warum sehe ich eigentlich einen Teil Deiner Bilder nicht? Liegt das an meinem PC?

Danke für Deinen Bericht.

LG
Christa
http://www.botswanadreams.de
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 29.Juli 2018 05:18:52 »
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Nein, dass einige Bilder nicht zu sehen sind, liegt an Google. Die bekommen es leider schon länger nicht mehr hin... sad
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doro
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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 29.Juli 2018 06:49:0 »
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Harar lag leider nicht auf unsrer Route.
Die Stadt wirkt sehr malerisch.
Die Hyänen allerdings schau ich mir lieber in der Wildnis an - aus der Entfernung.  wink

LG Doro
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 29.Juli 2018 08:13:20 »
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Ja, Harar wollte ich unbedingt noch mit drin haben...

Das mit den Hyänen ist auch fast wie ein Spuk an mir vorbeigegangen. Biniyam hat mich mit sanfter Gewalt als Erste vorgeschickt smiley  Du hörst ja seine sehr klaren Anweisungen: "Grip it with your teeth, no problem!" Und "One more!"
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 29.Juli 2018 08:14:50 »
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2.6. Über Addis zurück nach Deutschland

Ich stehe pünktlich um 5 Uhr vor dem Hotel und genieße, dass zu so früher Stunde das WLAN noch nicht zusammengebrochen ist. Der Fahrer steht auch da. Wer nicht dort steht, ist Biniyam. Hmmm, und er sollte doch noch sein Trinkgeld bekommen?

Nun gut, also geht es ohne ihn zum Flughafen. Unterwegs wird er sich melden und zerknirscht mitteilen, dass er verschlafen habe. Nun gut, sein Trinkgeld gebe ich Muller, der wird es ihm dann weitergeben.

Auch so früh ist schon viel los. Wieder wird Khat verkauft, auf Fußballplätzen wird gespielt, was ich jetzt im Ramadan nach Tagesanbruch so gar nicht verstehen kann, schließlich dauert es noch viele Stunden bis der Durst gelöscht werden kann.

Unterwegs treffen wir auf eine riesige Pavianhorde und nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem der Fahrer doch kurz halten muss, auch wenn die Fotos aus dem Auto kaum gelingen.





Am Flughafen frühstücke ich erst einmal, und obwohl es so ein winziger Flugplatz ist, gibt es Rührei, Kaffee mit Weihrauchduft und Kekse zum Frühstück.

Den Rückflug verschlafe ich nahezu, und als ich in Addis lande, ist auch schon eine Nachricht von Muller da. Er wartet mit dem Fahrer auf dem Parkplatz. Ich freue mich sehr Muller zu sehen, und ob er will oder nicht, er muss erst einmal gedrückt werden.

Wir fahren zu einem netten Hotel nahe beim Flugplatz, wo ich ein Tageszimmer habe. Ich darf mich erstmal ausruhen und etwas essen, packe auch meine ganzen Sachen um und überlege, was ich für den Rückflug brauche und was hier ins aufgegebene Gepäck kann.

Muller und der Fahrer Haile holen mich ab. Wir fahren in eine Kirche im westlichen Stil, also mit Kirchenschiff usw. Hier wurde Kaiser Haile Selassie gekrönt. Und neben den Heiligenbildern, die man in Kirchen erwartet, finden sich hier Bilder mit eindeutig modernen politischen Szenen an der Decke. Warum habe ich hier nicht fotografiert? Ich weiß es nicht!

Es geht noch in die Stadt zu Tomoca-Kaffee zum Kaffeetrinken. Ich bekomme zwei Päckchen Kaffee von Muller zum Mitnehmen. Amasgenallu! Viel mehr an Unternehmungen ist leider wirklich nicht möglich, denn es gießt ohne Ende. Und so führt der nächste Weg wieder zum Hotel zurück.



Muller fragt ausdrücklich, ob es Verbesserungspotenzial aus seiner Sicht gebe. Das einzige, worauf ich hinweisen kann, ist, dass es doch gut wäre, gerade als Einzelperson, ab und zu auch unaufgefordert ein Briefing zu bekommen statt irgendwo “abgestellt” zu werden.

Warum habe ich Fotos von allen, die mich im Laufe der letzten beiden Wochen so angenehm und fürsorglich begleitet haben, nur von ihm nicht? Keine Ahnung! Ich bitte ihn schon wieder aus Deutschland, mir nochmals ein Foto zu schicken. Er sagt, ein anderes hat er nicht, dabei kann er so schön lachen. Aber gut, ein Bild von ihm gehört hier definitiv hinein. Und eine gewisse Ernsthaftigkeit ist absolut typisch für ihn.



Der Fahrer wird mich abends um 19.30 Uhr abholen, der Rückflug soll um 23 Uhr starten. Muller wird nicht mitkommen zum Flughafen, er hat zu tun. Schade. Schweren Herzens verabschiede ich mich von ihm und er muss sich noch zweimal von mir drücken lassen.

Haile fährt mich pünktlich zum Flughafen und wir quatschen ein bisschen. Er nennt mich “Madam”, was ich mir verbitte. “OK, … sister?” “Sister” ist OK, und auch Haile verabschiedet sich sehr herzlich von mir, will meine Hand nicht loslassen und küsst sie schließlich.

Bei der Passkontrolle verspreche ich dem Beamten wieder zu kommen und meine das Versprechen ernst. Es beginnt eine nahezu endlose Warterei auf den Abflug. Der Abflugbereich ist eng und gestopft voll, der Flieger ist auch voll. Dennoch wird es ein angenehmer Rückflug. Das Essen ist eine Frechheit, zum ersten Mal lehne ich das Flugzeugessen ab. Es gibt harte Bohnen als Salat und noch mehr harte Bohnen als Gemüse und trockenes Hähnchen und trockenen Reis. Ich verschlafe so ziemlich den gesamten Flug.

Zunächst geht es mit der S-Bahn nach Frankfurt zum Hauptbahnhof und dort zum Frühstück zu Mc Donalds.

Und hier erlebe ich den tatsächlichen Kulturschock als ich realisiere, dass ich wieder in der anderen Welt bin, in meiner Welt, in der so viel Sonne und Leichtigkeit und Lebensfreude  fehlt, und für die ich dennoch zutiefst dankbar sein kann, weil alle meine kleinen Malässen und Problemchen hier angesichts dessen, was Äthiopien mir trotz aller tollen Eindrücke gezeigt hat, hier zu einem fliegenschissgroßen Nichts zusammenschmelzen. Die letzten beiden Wochen waren so voll von Erlebnissen, Begegnungen, Eindrücken. Ich habe gar nicht realisiert, wie ich wieder nach Deutschland gebeamt wurde. Bei jedem Schritt frage ich mich, wie wohl die Menschen, die mich in Äthiopien so sehr beeindruckt haben, das alles hier erleben würden.

In Erfurt angekommen, werde ich von K. am Bahnhof abgeholt. Und auf seine Frage, wie es war, muss ich erst einmal losheulen und kriege mich eine ganze Stunde nicht wieder ein. Mir ist das Herz so voll. “Was ist denn los? Hast du dich verliebt?” Ja, habe ich, in das Land, in die Menschen, aber irgendwie in alle. Ich kann es gar nicht beschreiben. All die Rührung, alle Eindrücke, all die lustigen, rührenden, eindrücklichen, spannenden und manchmal auch beängstigenden, die hellen und die dumpfen Momente wollen ans Licht und zucken wie Blitzlichter durch meinen Kopf wie in diesen Filmen, die es auf Youtube gibt, in denen jeweils Sekundenaufnahmen von einzelnen Tagen zu einem Filmchen zusammengeclipt werden.

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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 29.Juli 2018 08:15:6 »
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Noch Tage später und auch Wochen später, nun beim Schreiben, vier Wochen nach der Rückkehr, kommen mir die Tränen, wenn ich alles noch einmal durchlebe.

Es bleibt eine tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit  an das Land gerichtet, das mir auf ureigenste Art ebenso eindringlich und freundlich und behutsam wie schon Indien gezeigt hat, wie dankbar ich für mein Luxusleben sein kann und dass ein bisschen mehr Bescheidenheit und Gelassenheit und weniger Gejammer mir gut stehen würden. Du hast mir gezeigt, dass Herz und Klugheit nichts damit zu tun haben, in welchem Land man groß geworden ist, dass das Herauskommen aus der Komfortzone wichtig ist. Und du hast mich zu der Einsicht gebracht: Ich will kein Zivilisationskrüppel mehr sein, zumindest nicht mehr einer erster Ordnung...

Dankbarkeit an die Menschen gerichtet, an den besonnenen und vernünftigen und doch lebensfrohen Yihenew aus Bahir Dar, an das stille Wasser Eshetu, der im Laufe der Zeit auch ohne Worte gespürt hat, wonach ich gerade wieder mal im ganzen Auto suche und es schneller fand als ich, an den lustigen, energie- und lebenssprühenden Gere, der in der lebensfeindlichen Danakil so ernsthaft und vernünftig und doch so federleicht seinen tollen Job macht, an Biniyam, der mich nach kaum mehr als 3 Minuten “Warm up” in Harar begleitet hat wie ein guter Freund und Dankbarkeit auch an Mulat und Masresha, die dafür gesorgt haben, dass ich an deren Orten so viel gesehen und gelernt habe. Dankbarkeit für jeden einzelnen dort unten, der mir durch Lächeln und kleine Gesten gezeigt hat, wie wichtig es ist das Gegenüber in seiner Gänze und seinen Details zu sehen,offen zu sein, vertrauensvoll und neugierig in die Welt zu gehen.

Und den allerletzten riesen-, riesengroßen Dank an Muller Marelign, der mit all meinen Fragen Geduld hatte, auf sonnige, humorvolle und besonnene Weise so verlässlich und engagiert alles Notwendige getan hat und einiges darüber hinaus, der mir ein riesiges Vertrauen in sein Land gegeben hat. Du repräsentierst dein Land durch die Liebe zu deiner Heimat und allem, was in ihr ist, auf allerbeste Weise. Ich habe einen winzigen Einblick in dein Leben und deine Welt bekommen und bin mir sicher, dass du alles erreichen kannst, was du willst. Du hast meinen allergrößten Respekt und ich freue mich, dich als Freund gewonnen zu haben!
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Schneewie

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 30.Juli 2018 07:22:21 »
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Hui, Du hast hier den Bericht zu Ende geführt. Habe ja immer im anderen Forum geschaut und da war nichts. Hätte ja gern alles gelesen - das konnte ich nun machen.  wink


Vielen vielen Dank für den Bericht. Auch wenn ich nicht dahin reisen würde, es hat mir auf jeden Fall ein Land "nähergebracht", was ich so nicht kannte.

Würde mich freuen, wenn Du wieder so eine Reise machst, das Du einen Bericht erstellst.  cheesy
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Tweety

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 30.Juli 2018 09:20:57 »
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Hallo Birgit,

nun bin habe ich Dich in einem Rutsch auf Deiner tollen Reise nachbegleitet.
Herzlichen Dank für die Mitnahme -und Deine so gut geschilderten Gefühle.
Ein Satz Deines Fazits kann ich nach jedem Aufenthalt in Afrika dick unterstreichen:
"in meiner Welt, in der so viel Sonne und Leichtigkeit und Lebensfreude fehlt".

(Wir haben gestern gerade eine Reportage gesehen, in der die Fütterung der Hyänen vor den Toren Harars gezeigt wurde. Wow, so mutig wäre ich nicht gewesen...  undecided )

Sonnige Grüße  cool
Christina
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Kängeruh
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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 30.Juli 2018 19:11:47 »
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Hallo Birgit,

Danke nochmals für den interessanten Reisebericht sowie Deine vielfältigen Eindrücke und Gefühle!

Gruß Karin
« Letzte Änderung: 30.Juli 2018 19:12:50 von Känguru » Moderator benachrichtigen   Gespeichert
@nna

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 30.Juli 2018 19:43:19 »
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Deine Worte und die Fotos sind so emotional, dass ich manchmal dachte, ich sei mit dabei  wink
Vielen Dank, du hast mir ein sehr fremdes Land nah gebracht !
Liebe Grüße
@nna
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opossum

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 31.Juli 2018 06:8:26 »
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Danke, Ihr Lieben,

ich freue mich, dass euch meine Beschreibungen interessiert und gefallen haben. Es war mir eine Freude und eine Ehre!

Gabriele, ich habe gerade nochmals voller Schrecken nachgesehen: Ich habe den Bericht auch in den anderen beiden Foren zu Ende geführt!

Danke an euch alle fürs Mitlesen und für eure Rückmeldungen zwischendurch smiley
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Schneewie

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 31.Juli 2018 06:32:11 »
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Zitat von: opossum am 31.Juli 2018 06:8:26
!

Gabriele, ich habe gerade nochmals voller Schrecken nachgesehen: Ich habe den Bericht auch in den anderen beiden Foren zu Ende geführt!



Ups, dann ist es mir dort durchgegangen - sorry.  embarassed
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doro
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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 31.Juli 2018 17:36:25 »
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Ich sag einfach nur noch... *danke*, Birgit.
Deine Art zu schreiben ist unnachahmlich.

Leider sind wir in Köln nicht dabei, wie Du weißt, werden wir dann in Rumänien sein.  grin

LG Doro
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Gitti

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Re:Äthiopien: Big Smile in the “Land of Origins”
« Antwort #60 am: 2.August 2018 18:8:54 »
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Hallo Birgit,

ich habe Deinen tollen Reisebericht gelesen und möchte Dir danken, dass Du diese interessanten Erlebnisse mit uns teilst. Allein schon Deine Art zu schreiben hat mich begeistert. Da ich sicherlich nie dieses Land bereisen werde, konnte ich so bequem (aus meiner Komfortzone) an Deiner Reise teilhaben.
Und durch die wunderschönen Bilder und den kurzweilig geschriebenen Bericht bekommt man einen ganz besonderen Blick auf Land und Leute. Tolle Sachen hast Du gesehen! Das wirst Du sicher nie mehr vergessen.
Wirklich, ich bewundere immer wieder Deinen Mut, Dich ganz alleine auf solche Reiseziele einzulassen.
Danke, dass Du Dir die Mühe mit dem Reisebericht gemacht hast und ich hoffe, dass wir auch in Zukunft noch mehr solche spannenden Berichte von Dir lesen dürfen.
Ich hoffe, wir sehen uns in Köln..

Liebe Grüße
Brigitte
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