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Autor | Thema: Zuhause vs. Anderswo (Gelesen 4531 mal) | |||
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Huhu,
aktuell haben wir ja mal wieder ein medizinisches Problem in Deutschland, da ein Krankheitserreger in der Uniklinik Kiel zu Problemen geführt hat. Das nehme ich mal als Anlaß, eine Frage an Euch loszuwerden bezüglich Eurer Erfahrungen mit der Medizin auf Reisen, also was für Erfahrungen habt Ihr vielleicht auf Euren Reisen gemacht? Ich habe zum aktuellen Thema mal kurz mein Gemeckere und eine kurze Realinfo (am 26.Jan.2015) abgelegt auf http://www.travelmedicus.com/news um mal einen "Einstieg ins Thema zu geben Sonnige Grüße, Thomas | ||||
Wissen darf man auch nutzen - www.TravelMedicus.com
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Hallo Thomas,
ich habe bisher zum Glück unterwegs noch keinen Arzt benötigt (außer nach einem Unfall in Österreich), aber in Gambia, Kamerun, Uganda schon in mehreren Hospitälern übernachtet und in Sierra Leone war ich mit einem Einheimischen im Krankenhaus, weil er verletzt war und die Behandlung nicht bezahlen konnte. Dort wo ich übernachtet habe, habe ich auch die sanitären Anlagen für das Personal gesehen. Wie die für die Patienten ausgesehen haben, will ich gar nicht wissen. Manchmal gibt es nicht einmal Moskitonetze an den Fenstern oder Betten, obwohl die Hospitäler in Malaria-Hochrisikogebieten liegen und es zudem Dengue, Gelbfieber und das restliche Programm gab und natürlich auch viele der Patienten wegen Malaria dort waren. Da ist die Chance, im Krankenhaus Malaria zu bekommen, wohl höher als irgendwo sonst im Land. Das Hospital in Kamerun hatte durchschnittlich zwei Stunden pro Tag Strom und Wasser. Dort wurden dennoch Operationen durchgeführt. In Gambia parkte der "Krankenwagen" vor dem Hospital. Das war ein Eselskarren, der von einem ca. Zwölfjährigen gelenkt wurde. In Kenya habe ich mal einen siebzehnjährigen Arzt kennengelernt, der sein Wissen von seinem Vater vermittelt bekommen hatte. In Malawi hängt sich jemand, der sich zum Arzt berufen fühlt, eine farbige Flagge an eine längere Holzstand und das wars. Das Krankenhaus in Sierra Leone machte mir erstaunlicherweise noch den besten Eindruck von allen. Aber Privatsphäre ist Fehlanzeige. Die Eingangsuntersuchung erfolgte im Wartezimmer unter den Augen aller Anderen. Meist gibt es nur in der Hauptstadt eine passable Klinik und manchmal nicht einmal das. In Surinam habe ich mal zugeschaut, wie man die Larven einer Dasselfliege (oder Mangofliege?) mit Hilfe von Tabak und Rum aus dem Rücken eines Mannes entfernt hat. War wohl ziemlich schmerzhaft, die Prozedur. Ich denke, in Drittweltländern ist die Chance groß, mit mehr Krankheiten aus einem Krankenhaus zu kommen als hinein zu gehen. Gruß Wolfgang | ||||
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt (afrikanisches Sprichwort) www.bikeafrica.de.vu
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Unser Nachbarland weist im stationären Bereich im Vergleich zu Deutschland eine deutlich geringere Infektionsrate mit MRSA auf. Befreundete Niederländer haben regelrecht Angst vor deutschen Krankenhäusern.
Nachdem meine Schwiegermutter jetzt ein paar mal in einem war, kann ich diese Angst verstehen. Die Autos bei Ford am Fließband werden sicherlich liebevoller behandelt. Kein Wunder, ständige Kürzungen und viel zu wenig Personal um Gewinne zu maximieren. http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gp_specials/jahresendausgabe-2011/article/684048/einfache-rezept-hollaender-mrsa.html http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gp_specials/jahresendausgabe-2011/article/680529/kampf-keimen-wo-hygieneaerzte.html Riani | ||||
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Hallo Thomas,
das Thema "Gesundheit! im KH" interessiert mich schon lange. Schon vor Jahren war ich fasziniert vom strikten Quarantäne-Verhalten in niederländischen Kliniken. Dazu braucht man allerdings viel Personal - und Räumlichkeiten. Mein Vater ist an einem MRSA-Keim gestorben, meine Mutter an Krebs. Dadurch habe ich lange Zeit KH von Innen erleben müssen. Bei der MSRA-Erkrankung meines Vaters wurde das strenge Hygiene-Konzept wirklich gut durchgeführt. Als ich selbst OP-Patientin war, (nur mein ZA hat mich nach MRSA gefragt...) habe ich bei den Visiten nett darauf hingewiesen, dass ich bitte nicht mit Handschlag begrüßt werden möchte... ein völlig überflüssiges Ritual. Auch ein Thema sollten Erdbestattungen sein ... und wir sollten über Medikamentengaben auch über die Landwirtschaft hinaussehen. Es gelangt ALLES wieder in den Kreislauf! Es mag pietätlos klingen, aber wenn die Entwicklung der Keime so weitergeht, haben wir ein sehr großes Problem, bei gleichzeitiger Vergreisung der Menschen. Mein Vater nahm 13 Medikamente täglich- über mind. 10 Jahre! Was mir leider völlig fehlt in den Angaben zum UKSH ist die Zahl derer, die ansonsten auf einer Intensivstation leider versterben! Um auf Deine Frage zurückzukommen - ich bin bisher erst ein Mal im Ausland im KH gewesen *holzklopf* - ( als Privatpatient durch Auslands-KV) in Österreich, mein Zimmer war weitaus pompöser als mein Hotelzimmer. Gesunde, sonnige Grüße Christina PS. es gab kürzlich eine höchst interessante Doku (Arte?) - in der es um Infektanfälligkeit, Immunschwächen (Kinder) ging. Hat die vl. zufällig jemand gesehen? Sender? Titel? | ||||
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Bisher habe ich zum Glück wenig Erfahrung mit Krankenhäusern und Ärzten im Ausland.
In Hongkong habe ich mir mal wegen eines akuten Cholera-Ausbruchs eine Cholera-Impfung in einem Krankenhaus verpassen lassen. Der Arzt war wohl Brite (war in den 80er Jahren) und ich konnte nichts Besonderes an dem Krankenhaus feststellen. In den USA (Südflorida) musste ich einmal zum Zahnarzt. Das besondere daran war, dass ich, da eine Wurzelbehandlung fällig war, zwei verschiedene Zahnärzte aufsuchen musste. Die Ärztin, die den Schaden festgestellt hatte, durfte die Wurzel nicht behandeln. Dafür gibt es in den USA Spezialisten. Beide Praxen waren, obwohl in einem besseren Wohngebiet, in erbarmungswürdigem Zustand und leicht schmuddelig. Da war ich ziemlich geschockt, selbst unser Dorfzahnarzt hat da einen anderen Standard. Die Preise waren dafür saftig, über 700$ hat der Spaß gekostet (nur Erstbehandlung, den Rest hat der heimische Zahnarzt erledigt). Letztes Jahr waren wir ich mit meiner Tochter wegen eines sehr mysteriösen Hautausschlags bei einem Hausarzt in der gleichen Gegend in Florida. Die Praxis war auch altmodisch, aber der Arzt sehr gründlich. So etwas habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Erst hat eine Art Unterärztin (habe leider den englischen Begriff vergessen) meine Tochter vermessen, gewogen und eine sehr gründliche Anamnese gemacht. Dann kam der Chef und hat sie sich auch gründlich angeguckt. Dann verschwand er und kam nach einiger Zeit mit einem kleinen Zettelchen mit der (richtigen) Diagnose zurück. Für die ganze Geschichte hat er uns 50$ abgenommen. Beim letztjährigen Wechselkurs 36€. Da war ich angenehm überrascht. Meine Mutter ist in einem deutschen Krankenhaus an dem MRSA-Keim verstorben. Allerdings wäre sie auch ohne diesen Keim bald verstorben, er hat ihr nur den Rest gegeben. Die Zustände in dem Krankenhaus waren erbarmungswürdig. Wenn mir das jemand vorher erzählt hätte, dass so etwas in einem deutschen Krankenhaus passieren kann, hätte ich gesagt, er lügt. Die Zustände in der dritten Welt können nicht viel schlimmer sein. Wenn wir nicht 3x am Tag ins Krankenhaus gefahren wären, um alles zu regeln, wäre sie wahrscheinlich verhungert oder verdurstet und ihre Medikamente hätte sie auch nicht bekommen. Von anderen Sachen ganz zu schweigen. Das war kein Provinzkrankenhaus sondern ein riesiges Klinikum in einer Großstadt. | ||||
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Zypresse
Gast |
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Jüngste Erfahrungen? In einem deutschen Krankenhaus in einer Landeshauptstadt. Patientin: meine 89jährige Mutter mit stabiler Beckenringfraktur und Demenz. Hinweis auf die Demenz bereits bei Einlieferung durch mich, mehrfach daran erinnert.
Und was passierte? Im Verlauf des Krankenhausaufenthaltes von drei Wochen hat meine Mutter ca. 6 kg abgenommen - weil Essen einfach hingestellt und nach einer Stunde wieder abgeräumt wurde, niemand auf regelmäßige Flüssigkeitszufuhr achtete. Mangels Personal musste ich ca. 3mal wöchentlich erleben, dass um 13:30/14:00 Uhr die Morgenmedikamente noch unangetastet auf dem Nachtschrank standen (verordnete Dauermedikamente und Schmerzmittel) - weil niemand darauf achtete, ob die Demenzerkrankte die Medikamente auch einnahm. In drei Wochen Krankenhausaufenthalt wurde meine Mutter exakt ein Mal geduscht: am Tag vor der Entlassung. Vorher gab es dafür kein Personal. Angehörige (Tochter, Ehegatte) durften aus "versicherungstechnischen Gründen" nicht bei der Dusche assisstieren. Der Vorschlag, den Pflegedienst zu beauftragen, der das regelmäßige Duschen im Rahmen der häuslichen Pflege erledigt, wurde ebenfalls mit Hinweis auf die Versicherung abgelehnt. Am Entlassungstag wurde ich für elf Uhr "einbestellt" um meine Mutter bei der Verlegung in die Kurzzeitpflege zu begleiten. Als ich gegen 10 Uhr eintraf war sie bereits allein, mit einem der deutschen Sprache kaum mächtigen und im Umgang mit Demenzerkrankten wenig (wenn überhaupt) geschulten Fahrer unterwegs. Die Kurzzeitpflegeeinrichtung war über die vorgezogene Verlegung nicht informiert, das Zimmer/Bett noch nicht frei. Wenn es schon im Umgang mit Menschen so schwierig ist - mangels Personal?? - was soll dann erst bei besonderen Hygieneanforderungen sein? | ||||
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Auch wenn das eigentlich kein Thread über die Pflegebedingungen in deutschen Krankenhäusern sein soll, aber da kann ich Zypresse nur zustimmen. Meine Mutter hat so gestunken, dass ich einen Aufstand bei der Pflegeleitung gemacht habe, damit sie endlich mal geduscht wird. Als wir sie dann nach Hause bekamen (zu anderer Gelegenheit) und sie baden wollten, fiel vertrocknete Sch.... von ihr ab.
Essen hinstellen (auf die Fensterbank bei bettlägrigen Patienten!), keine Beaufsichtigung bei der Medikamenteneinnahme, kein Gebiss einsetzen (somit kein Kauen von Brot etc. möglich) obwohl meine Schwägerin ein GROSSES Schild auf ihren Nachtisch geklebt hatte, wo extra auf diese Problematik aufmerksam gemacht wurde, all das haben wir erlebt. Es war ganz, ganz schrecklich. Nicht nur, dass meine Mutter so krank war (Gehirntumor), nein auch, dass sie so schlecht versorgt wurde. Wir haben dann versucht ein anderes Krankenhaus zu finden, wo die Pflege vielleicht besser ist, aber mangels Erfahrung gestaltete sich das schwierig und sie ist dann (zum Glück, muss man leider sagen) verstorben, bevor sich da eine Lösung gefunden hat. Das war im Jahr 2011 in Deutschland, nicht Steinzeit in Indien! | ||||
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Hallo Zusammen,
zum eigentlichen Thema kann ich -Gott sei Dank- nicht viel beitragen. Auf unseren bisherigen Reisen blieb es bei "kleinen Geschichten" wie Magen-Darm-Erkrankungen oder Erkältungen, die man mit einer guten Reiseapotheke in Griff bekommt. Einmal haben meine Medikamente nicht geholfen. Ich bin dann in Südafrika in eine Apotheke, habe meine Probleme beschrieben, habe lose Tabletten (2 verschiedene, keine Ahnung, was genau...) bekommen und sie haben geholfen! Trotzdem möchte ich nun auch noch auf die von Zypresse und Wilder Löwe beschriebenen Erfahrungen eingehen, die ja unsere deutschen Krankenhäuser betreffen. Ich habe diese sehr ähnlichen Erfahrungen auch gerade aktuell mit meiner Mutter wieder machen müssen. Wenn jemand mit erheblichen Pflegebedarf ins Krankenhaus kommt, bekommt man dort nicht die notwendige Unterstützung. Das ist schon recht ätzend. Noch wütender macht mit das, wenn es sich hierbei um ein katholisches Krankenhaus handelt. Die Kirche ist ja strikt gegen Sterbehilfe. Sie wirbt für einen menschenwürdigen Tod. Aber ich frage mich dann immer, was ist vorher mit einem menschenwürdigen Leben??? (Bitte nicht falsch verstehen. Ich möchte hier jetzt nicht eine Diskussion zum Thema Sterbehilfe anfangen - das ist in meinen Augen ein höchstsensibles Thema und kann m.E. gerade in schriftlicher Diskussionsform schnell falsch verstanden werden.) In z.B. einem afrikanischem Krankenhaus könnte ich wahrscheinlich solche "Zustände" eher nachvollziehen. Aber wir sind in Deutschland! In einem scheinbar wohlhabenden Land. Zumindest haben wir ein paar Milliarden Euro übrig, um sie nach Griechenland oder sonst wo zu schicken... Warum sind dann aber unsere Krankenhäuser so auf "Entwicklungsland-Niveau"?? Das zeigt sich ja auch in der Geschichte mit dem MRSA-Keim... @Thomas: Du bekommst doch sicherlich etwas mehr mit, was so "hinter den Kulissen" vorgeht. Warum ist das so? Wie kann man das ändern? Kann ich als Einzelner daran was ändern? Wenn ja was? Gudrun | ||||
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