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Autor | Thema: Namibia - Resümee aus (fast) 20 Jahren ... (Gelesen 2641 mal) | |||||
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Hallo zusammen,
vor wenigen Tagen kam ich von meiner fünften Namibia-Reise zurück, deren erste nun fast 20 Jahre zurück liegt. In der Zwischenzeit hat sich in Namibia ein bisschen was verändert und auch ich habe mich natürlich in dieser Zeit verändert. Meine Beobachtungen sind natürlich rein subjektiv und basieren evtl. auf Zufällen bzw. Momentaufnahmen. Als ich damals nach Infos über Radreisen in Namibia im WWW suchte, waren keine zu finden. Auf meine Fragen in Internetforen und Newsgroups bekam ich zu hören, dass Namibia mit dem Rad nicht bereisbar wäre. Ich habe es trotzdem gemacht und über meine Erfahrungen geschrieben. Heute sind Radreisende in Namibia immer noch selten zu sehen, aber nicht mehr die absolute Ausnahme. Gelegentlich bekomme ich Mails von anderen Radlern, die inzwischen dort waren oder noch dorthin wollen. Inzwischen besteht in Namibia Helmpflicht für Radfahrer, die in der Praxis nach meiner Erfahrung keinen Polizisten interessiert. 99% der Einheimischen halten sich dran, fahren aber auch nur innerhalb der Städte. In den letzten Jahren war Namibia mehrfach weltweit Spitzenreiter an Verkehrstoten im Verhältnis zu 100.000 Einwohnern. Jedes Jahr werden etwa 10% des Fahrzeugbestandes der Mietwagenfirmen unfallbedingt verschrottet. Das sollte eine Mahnung sein, mit angepasster Geschwindigkeit und ohne Zeitdruck zu reisen sowie Fahrten in der Dunkelheit unbedingt zu vermeiden. Viele Unfälle passieren übrigens Touristen, die direkt nach Ankunft am Flughafen mit einer Langstreckenetappe im Auto starten. Ich kenne jemanden persönlich, der laut eigener Aussage seitdem "Vielfahrer" ist. Er sitzt nun im Rollstuhl und fährt jeden einzelnen Meter. Der Stadtteil Katutura im Nordwesten Windhoeks wächst seit Jahren um ca. 30.000 Menschen jährlich, die in der Hauptstadt Arbeit zu finden hoffen. Immer neue Siedlungen aus Wellblechhütten entstehen und reichen aus manchen Blickwinkeln fast bis zum Horizont. Arbeit findet kaum jemand. Die Meisten schlagen sich halt irgendwie durch. Auf einer Stadtrundfahrt (ich kann aus eigener Erfahrung die von Carsten Möhle empfehlen) kann man diese etwas bedrückende Seite Namibias auch kennenlernen. Ich war zudem einige Stunden mit dem Rad in Katutura unterwegs. Alleine dieser Stadtteil hat heute mehr Einwohner als vor 10-15 Jahren die gesamte Hauptstadt. Die Kriminalität soll zugenommen haben. Ich war trotzdem auch im Dunkeln zu Fuß in Windhoek unterwegs und kann zumindest sagen, dass auf jeden Fall die Prostitution zugenommen hat. Das stellt man auch schnell fest, wenn man nachmittags z.B. in den Biergarten "Wirtshaus" in der Independence Ave. geht. Anders als früher wird man nicht belästigt, aber immer wieder kommen aufgetakelte Frauen, setzen sich an einen der Tische und hoffen, dass sie angesprochen werden. Das Essen im Lokal ist übrigens super, aber die Toiletten möchte man nicht aufsuchen müssen. Unbedingt gesehen haben sollte man Joe's Beerhouse aufgrund der sensationellen Deko und das Essen ist auch prima. Ich empfehle den Bushman Sosatie, einen Spieß mit fünf verschiedenen Sorten Wild. Nicht allzu weit davon und wieder auf der Independence Ave. liegt das LaMarmite, ein kamerunisches Lokal, das ich auch sehr empfehlen kann. Hier gibt es neben "normalen" Gerichten auch mal Sachen wie Mopanewürmer oder Schafsköpfe. Der Verkehr auf der asphaltierten Nord-Süd-Route oder nach Swakopmund gleicht langsam einer Autobahn, aber auf den Pisten geht es noch gemächlich zu. Die Zeiten, da man an der Düne 45 oder im Sossusvlei/Deadvlei alleine ist, werden aber äußerst selten. Mir ist aufgefallen, dass früher fast nur Südafrikaner und Deutsche als Touristen unterwegs waren. Inzwischen kommen viele Holländer, Italiener, Franzosen und auch Spanier sowie hin und wieder Asiaten. Damals waren "vernünftige" Unterkünfte eigentlich immer in der Hand von Weißen und die von Schwarzen betriebenen Unterkünfte oft sehr einfach und die Hälfte der Einrichtung in desolatem Zustand. Das hat sich sehr stark geändert oder ich hatte seinerzeit einfach Pech. Wer Namibia bereits kennt und schon in Solitaire war oder einen nicht brandaktuellen Reiseführer hat, wird wahrscheinlich das Brot und den Apfelkuchen von Moose in Erinnerung haben oder davon gelesen haben. Früher war die Tankstelle, der Shop und die Bäckerei in dem Gebäude von ca. 1850 (?), in dem heute der Shop/Tankstelle ist. Die Bäckerei ist nebenan und recht groß. Den Apfelkuchen gibt es immer noch und es herrscht reger Betrieb, da praktisch jeder auf dem Weg ins Sossusvlei an dieser legendären Stelle einen Stopp einlegt. Percy Cross oder Moose McGregor ist jedoch Anfang letzten Jahres verstorben. Nachdem ich ihn auf drei meiner früheren Reisen getroffen und einige Zeit mit ihm verbracht hatte, war sein Grab eine der Stationen auf meiner Reise. Kein klassischer Reisebericht, aber vielleicht kann jemand brauchbare Infos für sich erkennen ... Gruß Wolfgang | ||||||
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt (afrikanisches Sprichwort) www.bikeafrica.de.vu
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Wir waren 1994 in Solitaire und auf der Theke stand damals ein Glas mit einer Schlange in Formalin Apfelkuchen gab es am Nachmittag keinen mehr, aber das Brot war lecker ... | ||||||
Liebe Grüße @nna
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Huhu Wolfgang,
Wo warst Du denn dieses Mal überall? Du wolltest es wegen deiner Reisebegleitung doch "klassisch" halten, oder? Also ich würd' mich auch über einen "richtigen" RB freuen... Oder ein paar Fotos? In den Etosha kommt man mit dem Rad nicht, oder Ich bin auch froh, dass ich Moose selbst und auch das alte Gebäude noch kennen lernen dürfte LG, Nane | ||||||
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... meine Reisebegleiterin wollte Regionen mit gefährlichen Tieren möglichst vermeiden (also z.B. kein Caprivi). Geplant war also eine Tour von Windhoek direkt über Piste in Richtung Westen, dann über den Spreetshoogte Pass zum Sossusvlei, durch die Namib zur Küste und an der Spitzkoppe vorbei irgendwie zurück nach Windhoek. Ich hatte auf dem Rückweg vom Sossusvlei ein dickes Sprunggelenk und wusste nicht, wie es sich entwickelt. Wir haben uns dann nach etwas Warten in Solitaire getrennt. Meine Reisepartnerin ist dann -wenn auch nicht auf geplanter Strecke- alleine zur Küste und weiter geradelt. Ich bin nach einem weiteren Tag Pause dann von Solitaire über Maltahöhe, Mariental und Stampriet nach Aranos in die Kalahari gefahren und von dort zurück nach Windhoek.
... ein paar Fotos mit Anmerkungen wird es schon noch geben.
... auch nicht mit Motorrad oder Cabrio. Will man aber auch nicht. Trotzdem bin ich vier der Big Five schon mit dem Rad begegnet, habe ein Krokodil angefasst und einen jungen Königspython in die Hand genommen(manchmal tut man halt Dinge, die man nicht nachvollziehen kann) und bin aus vier-fünf Metern Entfernung einem Flusspferd gegenüber gestanden, weil ich es übersehen hatte. Etosha per Rad vermisse ich da gar nicht mal so. ;-) Gruß Wolfgang | ||||||
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt (afrikanisches Sprichwort) www.bikeafrica.de.vu
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doro
Gast |
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Hallo, Wolfgang,
und ich dachte, du wärst nur in exotischen Zielen in Afrika unterwegs gewesen. Wir waren 1997 erstmalig in Namibia, dann wieder 2004 und 2010. Es hat sich viel verändert. Aber schon immer haben wir nicht für möglich gehalten, wie schnell einige Autos da über die Gravel Roads brettern. Wenn da nur ein geringes Hindernis die Pad kreuzen sollte ..no chance. Turnover. 2010 wurden wir gewarnt, nicht im Dunkeln in Windhoek zu Fuß zu gehen, das war zuvor kein Thema. Joe's Beerhouse hatten wir auch erst 2010 besucht, originell. Sehr gut essen kann man auch im 'NICE', wo speziell namibianische Jugendliche ausgebildet werden - als Koch oder Hotelangestellte. Die Idee, die dahinter steckt, hat uns gefallen. http://www.nicenamibia.com/school/project.html Auch einheimische ( sicher gutsituierte) Schwarze sind dort zu Gast gewesen. Ich bin froh, das wir im Sossusvlei bereits 2x waren. Was Du berichtest - und auch Freunde von uns, die kürzlich dort waren - es ist was los dort! Obwohl es sicher Jahres-oder Tageszeiten gibt, in denen es nicht soo voll ist? Nach Katutura haben wir uns einfach nicht hingetraut. Hab ich das richtig verstanden, dass Unterkünfte nun auch vermehrt in der Hand der einheimischen Schwarzen sind? Das wär zu wünschen. Danke für Deinen neuesten Bericht. Gruß Doro | ||||||
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... ich bin da sehr variabel, was Reiseziele, Fortbewegung, Übernachtung, Essen angeht. Vom Zelten am Pistenrand und vier Tagen Radeln ohne Dusche bis zur komfortablen Unterkunft, vom Radeln bis zur Mitfahrt auf 'nem Truck mit 'nem Fahrer aus Zimbabwe war da wieder Einiges dabei. Insgesamt waren es jetzt über 18.000 km per Rad, etwa 5.000 km per Anhalter/Mitfahrer, über 7.000 km per Pkw/4x4 und ca. 1.000 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln in 15 Ländern Afrikas. Übernachtet habe ich inzwischen an allen denkbaren Orten vom Flüchtlingscamp über Polizeistation bis Krankenhaus, Farmern, Entwicklungshelfern, Einheimischen, Nonnenkloster, Schule, Dorfladen, Kneipe und ca. 30 cm neben Gräbern. Bei Einheimischen mit Hütten aus Lehmboden und bei einem König, 'nem Reverend und Dorfchefs. Nur bei einer Feuerwache und direkt in einer Kirche habe ich noch nie übernachtet, glaube ich. ;-)
... davon wurde früher auch immer abgeraten. Auch von Leuten, die nie dort waren. Ich habe nur freundliche Menschen dort angetroffen. Ich stelle mich aber auch nicht gleich mit der Kamera vor eine Wellblechhütte, um die Armut zu fotografieren. Dann schlägt die Stimmung evtl. um.
... mir kam es zumindest so vor, dass es so ist und dass diese Unterkünfte auch absolut ok sind. Gruß Wolfgang | ||||||
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