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Autor | Thema: Trickdiebstahl (Gelesen 3861 mal) | |||
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Hallo zusammen,
hier der gestern in diesem Thread ( http://www.ingrids-reisewelt.de/index.php?board=12;action=display;threadid=17475;start=msg133404#msg133404 ) angekündigte Beitrag zum Trickdiebstahl ... Als ich vor ein paar Jahren in Zambia war, wollte ich dort auf den größten Markt und bin die paar Kilometer zu Fuß durch die Stadt gelaufen. Ich hatte keine Tasche oder Rucksack dabei, um möglichst unauffällig zu sein und nicht gleich als Tourist erkannt zu werden. In der Mitte einer vierspurigen Hauptstraße befand sich ein breiterer Grünstreifen mit Fußweg in der Mitte. Alle ca. 30 Meter gab es Wege, die quer dazu verliefen, für diejenigen, die die Straße überqueren wollten. An einer dieser "Kreuzungen" kam mir einer entgegen. Von beiden Seiten kamen auch Leute, so dass es plötzlich sehr eng wurde. Der Entgegenkommende trat mir fast auf den Fuß und möglicherweise rempelte er mich noch leicht an. Dann entschuldigte er sich und reichte mir die Hand. Während er mir die rechte Hand gab, zog er mir mit der linken das Portemonnaie aus der vorderen Hosentasche, ohne dass ich das merkte. Allerdings hatte ich vorher die Hände in den Hosentaschen und steckte sie auch gleich wieder rein. Da merkte ich natürlich sofort, dass das Portemonnaie fehlte und wusste, wer es geklaut hatte. Trotz der sehr geschickten Ausführung hatte der Täter zwei große Fehler gemacht: 1. Er trug ein rosafarbenes Hemd und war in der Menge schnell zu erkennen. 2. Er hätte das Portemonnaie direkt nach dem Diebstahl in meinem Rücken an einen Komplizen weitergeben müssen. Er hatte dazu ja ungefähr 5-10 Meter Zeit. Als ich den Diebstahl bemerkte und mich umdrehte, sah ich ihn sofort und rannte los. Er hatte mich natürlich im Auge behalten und rannte auch los. Ich hatte zwar nur Birkenstockschlappen an, war aber trotzdem schneller als er. Als er merkte, dass ich ihn einholte, rannte er zwischen den Auto über die zwei Fahrspuren und ich hinterher. Dann rannte er wieder zurück auf den Grünstreifen und ich blieb dran. Dann haben sich ein paar "Passanten" dazwischen gestellt und scheinbar schlichtend eingreifen wollen. Dass das die gleichen Typen waren, die vorher den Weg eng machen, habe ich in dem Moment noch gar nicht realisiert. Der Typ hat schnell das Geld aus dem Portemonnaie genommen und dieses dann an den Straßenrand geworfen. Ich habe mir erst das Portemonnaie genommen und bin wieder hinter ihm her. Diesmal ist er auf der anderen Seite des Grünstreifens über die Straße gerannt und wieder zurück, als er merkte, er kann mir nicht davonlaufen. Wieder wurde er von den anderen Typen abgeschirmt, so dass ich ihm leider nicht wortlos den Unterschied zwischen Mein und Dein erklären konnte. Aber zwischen den Typen streckte sich seine Hand mit meinem Geld entgegen. Nun hatte ich wieder Alles beisammen und die Sache war für mich erledigt. Plötzlich fuhr ein Stadtbus vorbei und der Fahrer bremst bis auf Schrittgeschwindigkeit ab, öffnete die Tür und rief: "Spring rein". Ich hatte immer noch nicht kapiert, dass die fünf oder sechs Typen zusammengehören und meinte, das sei nicht nötig. Er rief nochmal mit etwas mehr Nachdruck: "Spring rein" und ich lehnte wieder ab. Dann fuhr er achselzuckend weiter. Dann bedrängten mich einige der zuvor Beteiligten, ich müsse unbedingt zur Polizei und Anzeige erstatten. Das sei auch nicht weit und sie würden mir den Weg zeigen und es gäbe eine Abkürzung. Da erst wurde mir klar, dass die offensichtlich alle zusammengehören und sagte, es gäbe für mich keinen Grund, da ich ja mein Geld zurück habe. Nun kam eine Frau, hakte sich mit dem Arm bei mir ein, zog mich langsam weg und sagte mir ins Ohr: "Komm mit, ich muss dir was erklären". Sie blieb bei mir eingehakt, so dass es aussah, als kennen wir uns schon länger und sie erzählte mir, sie habe den ganzen Vorfall beobachtet und es sei sehr mutig gewesen und ich hätte auch Glück gehabt, denn die Gruppe wäre oft hier und manchmal würde auch mal jemand mit dem Messer verletzt oder getötet. Sie lief noch etwa einen Kilometer eingehakt mit mir mit, so dass evtl. Verfolger sich irgendwann abwenden würden. Bei einem Bürogebäude verabschiedete sie sich, da ihre Mittagspause nun zu Ende war. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass das Portemonnaie keine Papiere, nur zwei abgelaufene Kredit-/EC-Karten und umgerechnet 20 Euro beinhaltete. Ich wollte mich trotzdem nicht beklauen lassen, habe allerdings auch erst sehr spät erkannt, dass die fünf oder sechs Typen zusammengehören. Der eine von ihnen war fast 'nen Kopf größer als ich und ein Kerl wie ein Schrank. Mit dem hätte ich mich unter normalen Umständen nicht einmal alleine angelegt. Das Erlebnis hat mir gezeigt, dass so ein Fake-Portemonnaie im Notfall hilfreich sein kann. Pass, Ticket und eine größere Menge Bargeld hatte ich unauffällig in einem Bauchgurt unter Hosenbund und T-Shirt. Lustige Begebenheit am Rande: Au dem Markt haben später zwei Leute darüber diskutiert, ob ich Chuck Norris sei. ;-) Gruß Wolfgang | ||||
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt (afrikanisches Sprichwort) www.bikeafrica.de.vu
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Bist du´s nicht? ....wer fährt sonst mit dem Fahrrad durch Afrika... interessante Story, glücklicherweise mit gutem Ende, solche Verfolgungen auf fremdem Terrain können ziemlich haarig werden, wie deine Beschützerin ja auch sagte. wir hatten mal so eine Verfolgungsjagd in Thailand, Abzockerstadt Nr. 1 Surathani. Glücklicherweise war er viel schneller als wir, der Verstand setzte irgendwie erst später wieder ein... lg pauline | ||||
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... na ja, da könnte ich Dir Hunderte nennen - wenn ich welche wüsste. Im Ernst: so selten ist das gar nicht mehr. Afrika ist auch für Reiseradler interessanter geworden. Halt erst ein paar Jahrzehnte später als für "normale" Touristen. Gruß Wolfgang | ||||
Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt (afrikanisches Sprichwort) www.bikeafrica.de.vu
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Hallo Wolfgang,
das war wirklich sehr mutig - oder leichtsinnig? Zumal es ja in deinem Fall nicht wirklich um Wertsachen ging. Aber solche Typen könnte ich eigentlich auch am liebsten verprügeln! Der Frau hätte ich dann aber womöglich auch erst mal nicht mehr getraut. Gut, dass sie sich für dich eingesetzt hat. Und der Busfahrer wollte ja auch helfen. Leider ist man oft erst mal naiv bei solchen Begegnungen und denkt zunächst nichts Böses, so kann man dann schnell überrumpelt werden, vor allem wenn mehrere unter einer Decke stecken. Viele Grüße Katja | ||||
Katja's Travel Site http://www.reisekatja.de
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... das stimmt wohl, dass es rückblickend leichtsinnig war, wenn man die gesamte Konstellation sieht. In dem Moment aber schien es für mich so, dass es nur mich und den Trickdieb gab. Der war einen halben Kopf kleiner als ich und hatte richtig Angst im Gesicht, als er mich auf sich losrennen sah. Das sah für mich ziemlich nach 'ner lockeren Sache aus. Und in einer solchen Situation gibt es einen Adrenalinschub, den ich gar nicht kannte. Vermutlich war der Rest der Truppe darauf auch gar nicht gefasst, dass da jemand so reagiert. Mir ging es aber ums Prinzip. Ich fühle mich auch seitdem sicher in Afrika und habe keine Angst, beklaut zu werden. Das wäre evtl. anders, wenn es diesen Typen gelungen wäre. Das würde mir wahrscheinlich immer wieder mal durch den Kopf gehen.
... bei der Frau war ich mir zunächst auch nicht mehr sicher, zumal sie sich auch ausgerechnet auf der rechten Seite einhakte, also der Seite mit dem Portemonnaie. Ich hatte also die ganze Zeit die Hand in den Hosentaschen, während sie mit mir mit ging. Als sie aber in ein seriöses Bürogebäude ging und sich sehr nett verabschiedete, war mir klar, dass mein Misstrauen an der Stelle die Falsche traf. Gruß Wolfgang | ||||
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Ich glaube, ich hätte die 20 Euro in den Wind geschrieben.
Aber ich find´s total cool, dass andere Anwesende es sofort gerafft haben, sich eingemischt haben und dir geholfen haben! | ||||
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... dafür war das Fake-Portemonnaie ja auch gedacht. Aber so einfach möchte ich es solchen Typen nicht machen. Das ist für Raubüberfälle gedacht und nicht für Trickdiebe. ;-)
... das war eine Ecke der Stadt, in der seinerzeit in jedem Reiseführer vor Diebstählen und Überfällen gewarnt wurde. Die Einheimischen wussten also Bescheid. Ich wusste es im Grunde ja auch und bin trotz aller besonderen Vorsicht reingelegt worden. Die haben das schon sehr geschickt gemacht. Ich war übrigens in den beiden darauf folgenden Tagen wieder zu Fuß dort unterwegs in der Hoffnung, meinen speziellen Freund erneut zu begegnen, aber als Weißer war ich viel zu weit erkennbar. Da haben die sich verkrümelt, falls sie überhaupt dort waren. Gruß Wolfgang | ||||
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Ui ui ui, hättest du dich mit ihm anlegen wollen? Ihn mit scharfem Blick in die Knie zwingen? Es sachlich ausdiskutieren? | ||||
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... wenn die wieder im Trupp gekommen wären, wäre ich da vorbei geschlendert, als wäre nie etwas gewesen. Aber wenn ich den Typ alleine angetroffen hätte, dann hätte der sicherlich eine Erinnerung an mich behalten. Ich bin ein sehr friedlicher und gelassener Mensch, aber wenn man meine weit gesteckten Grenze überschreitet, dann kann ich auch anders.
Gruß Wolfgang | ||||
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So habe mir nun auch mal die Zeit genommen und diese Geschichte gelesen. Mensch Das ist ja fast wie aus einem Kriminalroman. Da sieht man aber wieder, wie organisiert die an so etwas herangehen und wie "blind" man selber eigentlich ist in seiner Wahrnehmung seiner Umgebung. Also geh nun von mir aus in der Situation
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Liebe Grüße Fabiola
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Wir waren vor ein paar Wochen in Frankreich und haben dort ein Paar getroffen, das Urlaubern bei einer Autopanne helfen wollte. Zwei junge Leute mit Kleinkind, die am Straßenrand die Motorhaube aufgestellt hatten und verzweifelt gewunken haben.
Leider war das eine Falle und sie sind am Rand einer Landstraße ausgeraubt worden. Das finde ich ganz übel, denn dann fahren demnächst alle aus Angst vorbei, wenn man wirklich mal eine Panne hat. Es gibt schon kranke Menschen... Volker | ||||
Besser 1x selbst gesehen, als 100x über Dritte davon gehört.
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